Schmerzen beim Stillen? Die 7 häufigsten Ursachen – und was wirklich hilft

8. Dezember 2025
Zitat des Monats

„Wenn wir ein Kind vor uns haben, haben wir es immer mit zwei Kindern zu tun. Dem Kind, das vor uns steht, und dem Kind, das man selbst einmal war.“

von Janusz Korczak

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Schmerzen beim Stillen? Die 7 häufigsten Ursachen – und was wirklich hilft

8. Dezember 2025

Es gibt diese romantische Vorstellung vom Stillen, in der alles ruhig, weich und innig ist. Und dann sitzt du mit deinem echten Baby auf dem Arm, es dockt an und plötzlich zieht sich in dir alles zusammen, weil du denkst: „Aua. Das kann doch nicht richtig sein, oder?“ Die kurze Antwort lautet: Ein leichtes Ziehen in den ersten Tagen kann vorkommen, aber Schmerzen gehören nicht dazu. Stillen soll sich nicht wie eine Prüfung anfühlen. Wenn es weh tut, gibt es fast immer eine Ursache, und die meisten lassen sich mit Wissen, kleinen Veränderungen und manchmal etwas Unterstützung gut lösen.

Viele Mütter zweifeln in solchen Momenten an sich selbst oder an ihrer Anatomie, obwohl die Gründe fast nie an der Brustwarze liegen. Häufig steckt schlicht die Stilltechnik, die Position oder die orale Entwicklung des Babys dahinter. Wenn du generell verstehen möchtest, wie Babys kommunizieren und welche Signale sie zeigen, kann dir dieser Artikel weiterhelfen, denn er erklärt die frühen Hinweise deines Babys klar und alltagsnah:
Hier weiterlesen → Stillzeichen – was sie bedeuten

Wenn das Baby zu flach angelegt ist

Der häufigste Grund für Schmerzen beim Stillen ist ein zu flaches Anlegen. Viele Babys greifen die Brustwarze eher vorn, fast wie einen Strohhalm, statt tief in den Mund zu nehmen. Dadurch entsteht Reibung an einer sehr empfindlichen Stelle. Typisch ist eine spitz geformte, zusammengedrückte Brustwarze nach dem Stillen oder das Gefühl, dass dein Baby „zupft“.

Was hilft, ist oft erstaunlich einfach: Dein Baby näher zu dir bringen, statt du dich zur Brust zu beugen. Die Lippen sollten leicht nach außen gestülpt sein, und eine Position in leichter Rückenlage ermöglicht vielen Babys ein tieferes Andocken. Die Nationale Stillkommission bestätigt seit Jahren, dass eine asymmetrische, tiefe Anlegetechnik Schmerzen deutlich reduzieren kann. Wenn du dir beim Anlegen unsicher bist, ist Unterstützung absolut sinnvoll – nicht, weil du etwas falsch machst, sondern weil Stillen eine erlernte Fähigkeit ist.

Wenn dein Baby besonders kräftig saugt

Manche Babys haben eine beachtliche Saugkraft. Die Brustwarze ist zwar rund, nicht gequetscht, aber trotzdem schmerzhaft. Das kann passieren, wenn Babys sehr energisch trinken, besonders wenn sie hungrig oder ungeduldig sind. Auch ein starker Milchspendereflex kann dazu führen, dass dein Baby im Eifer der Gefühle intensiver saugt.

Eine entspanntere, zurückgelehnte Stillposition nimmt Druck aus dem Mundwinkel und reduziert Reibung. Häufigeres Stillen vermeidet, dass dein Baby „panisch“ trinkt. Und keine Sorge: Du machst nichts falsch. Diese Babys würden vermutlich auch eine Wasserflasche in Rekordzeit leer bekommen.

Wenn die Brust sehr voll ist

Eine prall gefüllte Brust ist für dein Baby schwerer zu greifen. Die Haut spannt, das Gewebe ist fester, und das Baby rutscht leichter ab. Das führt schnell zu Kompression und Schmerzen.

Eine sehr kurze Entleerung per Hand – ein bis zwei Minuten – macht das Anlegen deutlich leichter. Es geht nicht darum, die Brust zu leeren, sondern nur darum, sie weicher zu machen. Häufigeres Stillen und eine leicht zurückgelehnte Position helfen zusätzlich. Wichtig: Nicht zu viel ausstreichen, sonst wird unnötig die Milchproduktion angeregt.

Wunde Brustwarzen durch Reibung

Wunde Brustwarzen entstehen fast nie plötzlich. Sie entwickeln sich durch wiederholte Reibung an der gleichen Stelle. Ursachen können flaches Andocken, eine ungünstige Haltung oder das ständige Reiben eines Bereichs im Babymund sein.

Oft reicht es schon, die Position etwas zu verändern, die Brust anders zu unterstützen und die Brustwarzen zwischendurch an der Luft trocknen zu lassen. Ein wenig Muttermilch fördert die Heilung durch ihre antibakterielle Wirkung. Laut WHO ist der häufigste Grund für wunde Brustwarzen tatsächlich die Technik – nicht die Brustwarze selbst.

Wenn das Zungenband oder die Mundmotorik eine Rolle spielt

Nicht jedes Baby mit einem kurzen Frenulum hat Stillprobleme, aber manchmal ist die eingeschränkte Zungenbeweglichkeit ein Baustein im Gesamtbild. Besonders dann, wenn Schmerzen, schlechte Gewichtszunahme oder ein unzureichendes Vakuum zusammenkommen. Wichtig ist, nicht nur das Zungenband, sondern die gesamte Mundmotorik anzuschauen: Zungenhebung, Zungenvorstoß und Beweglichkeit.

Hier kann ein interdisziplinärer Blick sinnvoll sein – Stillberatung, Logopädie und Körperarbeit wie Osteopathie oder Physiotherapie. Und ebenso wichtig: Nicht jedes Zungenband braucht eine Frenotomie. Evidenz zählt, nicht Trends.

Wenn ein Infekt oder Soor Schmerzen verursacht

Manchmal liegt die Ursache direkt an der Brustwarze. Ein Infekt wie Soor oder eine Hautirritation sorgt für brennende Schmerzen, Rötung und Glanz der Haut. Schmerzen treten dann auch zwischen den Stillmahlzeiten auf.

In diesem Fall braucht es ärztliche Abklärung, passende Behandlung und etwas Geduld. Die Brust sollte trocken gehalten werden, BHs regelmäßig gewechselt und starke Reibung vermieden werden.

Wenn Stress, Spannung oder mentale Überlastung dazukommen

Stillen ist ein neurohormoneller Vorgang. Oxytocin, das für den Milchspendereflex verantwortlich ist, fließt schlechter, wenn du gestresst bist. Dein Baby wird unruhiger, das Anlegen klappt mal gut, mal gar nicht, und du merkst, dass du „verkrampft“ stillst. Das ist kein persönliches Versagen. Es ist pure Biologie.

Manchmal hilft eine kurze Pause, eine veränderte Körperhaltung, bewusstes Atmen oder die Erkenntnis, dass du nicht perfekt funktionieren musst. Wenn du dich näher mit mentaler Entlastung beschäftigen möchtest, findest du hier einen Artikel, der viele Eltern sofort beruhigt:
Hier weiterlesen → Mental Load reduzieren 

Was du dir merken darfst

Stillen darf herausfordernd sein, aber Schmerzen sind ein Signal, kein Schicksal. In den allermeisten Fällen gibt es eine Ursache, die sich verbessern lässt. Und du musst das nicht allein sortieren. Stillen ist ein Zusammenspiel zwischen dir und deinem Baby, und manchmal brauchen zwei Menschen einfach etwas Feintuning.

 

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